top of page

Geschichte des Tarot

Die Geschichte des Tarot ist so reichhaltig und mystisch, dass sie beinahe so alt wie die Menschheit selbst zu sein scheint. Doch was ist Wahrheit, und was gehört ins Reich der Legenden? Die ältesten bekannten Spuren der Tarotkarten führen uns zurück ins 14. Jahrhundert. Davor sind die Ursprünge in einem Nebel aus Mythen und unbewiesenen Theorien gehüllt, was den Ursprung des Tarot umso geheimnisvoller macht.

pexels-alina-vilchenko-11435018.jpg

Es existieren keine stichhaltigen Belege dafür, dass der Tarot seine Wurzeln in ägyptischen oder hebräisch-kabbalistischen Weisheitslehren hat. Historische Aufzeichnungen belegen, dass Spielkarten in Europa seit dem späten 14. Jahrhundert bekannt sind, mit ersten Erwähnungen um 1367 in Bern und bald darauf in anderen Orten.

Die erste urkundliche Erwähnung von Karten datiert auf den 25. Mai 1377, als der Magistrat der Stadt Florenz das Kartenspiel "naibbe" verbot. Dieser Begriff hat sich im Spanischen als „Naipes“ bis heute erhalten. Eine ausführliche Beschreibung dieser Karten verdanken wir Bruder Johannes, einem Dominikanermönch aus Rheinfelden bei Basel, der in seinem Werk „Tractatus de moribus et disciplina humanae conversationis“, jetzt im Besitz des Britischen Museums in London, von einem Spiel berichtet, das die Weltzustände wunderbar beschreibt, ohne dessen genaue Herkunft zu kennen.

Im Topkapi Museum in Istanbul wurde 1939 ein Kartenspiel aus dem 14. Jahrhundert entdeckt, das als Vorläufer unserer heutigen Spielkarten gilt. Es bestand aus 52 Karten, aufgeteilt in vier Farben: Schwerter, Stäbe, Kelche und Münzen, mit jeweils zehn Zahlenkarten und drei Hofkarten. Dieses Kartenset wird vermutlich den Mameluken zugeschrieben, die im 13. Jahrhundert in Syrien und Ägypten herrschten.

pexels-veronika-malchevska-11204760.jpg
pexels-veronika-malchevska-12745080.jpg
pexels-veronika-malchevska-12745088.jpg

Karten, die nach Europa gelangten, verbreiteten sich rasch, sodass sie gegen Ende des 14. Jahrhunderts in vielen europäischen Städten bekannt waren. Interessanterweise sind es oft die Verbote dieser Karten, die in Amtsregistern verzeichnet wurden, die uns heute Aufschluss über ihre Verbreitung geben.

Die ersten Tarotkarten, die den heutigen ähnlich sind, entstanden im 15. Jahrhundert für italienische Fürsten und wurden „i trionfi“ (die Trümpfe) genannt. Ihre Motive könnten von den damals beliebten Triumphzügen an Fürstenhöfen inspiriert worden sein.

 

Das älteste erhaltene Tarot-Set, das Visconti Sforza Tarot, stammt etwa aus dem Jahr 1430, auch wenn das Wort „Tarot“ damals noch nicht gebräuchlich war. Diese Karten trugen weder Namen noch Ziffern, vermutlich, weil zu dieser Zeit nur wenige lesen und schreiben konnten. Die heutige Anordnung der Trumpfkarten findet sich erstmals in einem Tarot aus Lyon von Catelin Geofroy aus dem Jahr 1557, wo auch der Name „Tarot“ auftaucht.

Der Tarot von Marseille, dessen Motive, Namen und Struktur heute als klassisch gelten, hat seine Wurzeln im 15. und 16. Jahrhundert, erreichte aber seine heutige Form erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Bis dahin galt Tarot hauptsächlich als Unterhaltungsspiel ohne tiefere Bedeutung.

Die Geschichte des esoterischen Tarots beginnt erst 1781, als Antoine Court de Gébelin Tarotkarten in einem Pariser Salon sah und spontan einen ägyptischen Ursprung vermutete. Diese Vermutung sowie die Idee, dass Zigeuner die Karten nach Europa brachten und die Großen Arkana die hebräischen Buchstaben symbolisierten, wurden später widerlegt.

Etteilla, ein Zeitgenosse Gébelins, veröffentlichte die ersten Deutungsregeln für Tarotkarten und gab 1789 seine eigenen Karten heraus, bekannt als der Grand Etteilla. Im 19. Jahrhundert verknüpfte Eliphas Lévi den Tarot mit der Kabbala, eine Interpretation, die von Paul Christian weiterentwickelt wurde, der auch den Begriff Arkana einführte.

1889 erschienen die von Oswald Wirth gestalteten Karten der Großen Arkana, inspiriert vom Tarot von Marseille und den Lehren seines Meisters, des Barons Stanislas de Guaïta, mit hebräischen Buchstaben als kabbalistische Entsprechung.

 

Der Orden der Goldenen Morgenröte, gegründet 1885 in England, spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Tarots. Mitglieder wie Arthur Edward Waite und Aleister Crowley prägten maßgeblich das heutige Bild des Tarots. Waite und die Künstlerin Pamela Colman Smith schufen um 1909/1910 das Rider-Tarot, das heute zu den populärsten Tarotdecks zählt. Crowley veröffentlichte 1944 das Buch Thoth Tarot, gemalt von Lady Frieda Harris.

In den 1970er Jahren erlangte Tarot enorme Popularität, was zu einer Vielzahl neu gestalteter Tarotdecks führte. In den 1990er Jahren vollendete Niki de Saint Phalle ihren Tarotgarten in der Toskana, ein künstlerischer Beitrag, der faszinierende Einblicke in die Symbolik der Großen Arkana bietet.

pexels-gabriela-hughes-14190129.jpg
bottom of page